19 Uhr Einführungsgespräch in der Klosterbibliothek
Barbora Kabátková, Daniel Frosch Moderation
Einer Legende nach war es einst der Heilige Geist, der Papst Gregor I. in Form einer Taube den himmlischen Gesang ins Ohr diktiert haben soll. Grund genug, dass der nach ihm benannte Gregorianische Choral über 300 Jahre aus Respekt vor Gott, dem creator omnium als einzig wahrem Schöpfer nahezu unverändert bleibt. Ende des 9. Jahrhunderts beginnt jedoch eine Entwicklung, die in den kontrapunktischen Meisterwerken Johann Sebastian Bachs ihren Höhepunkt findet: die Polyphonie. Zusammen mit den lupenreinen Frauenstimmen des Tiburtina Ensembles gehen wir zurück zu den Wurzeln der frühen Mehrstimmigkeit nach Paris, mit 100.000 Einwohnern die damals größte Kapitale der bekannten Welt. Hier, an der zwischen 1160 und 1250 erbauten Stadtkirche Notre-Dame de Paris, wirken zwei erstmals auch namentlich bekannte Komponisten. Sie schreiben als Leonin und Perotin Musikgeschichte. Die beinahe revolutionäre Kühnheit, mit der die beiden Magister die gregorianischen Melodien bearbeiten, findet ihre Parallele in der filigranen Baukunst jener Jahrhunderte. Ein ideales Programm also für die Klosterbasilika Knechtsteden, die diese musikalische Zeitenwende in ihrer romanisch-gotischen Architektur verkörpert.
Konzert ohne Pause. Veranstaltungsende ca. 21:15 Uhr.