19 Uhr Einführungsgespräch in der Klosterbibliothek
Stefan Klöckner, Pater Hermann Josef Reetz, Hermann Max, Werner Wittersheim
Helga Heyder-Späth Moderation
Während einer Bildungsreise ins Sehnsuchtsland Italien nimmt der 22jährige Felix Mendelssohn in Rom an den Feierlichkeiten zur Karwoche teil. In einem Brief an Zelter beschreibt er die ergreifenden Lamentationes in der Sixtinischen Kapelle und die unvergleichliche Aura der jahrhundertealten Liturgie. Nach langen Bußgebeten und einstimmigem Psalmengesang werden in der Basilika alle Kerzen ausgelöscht, der Papst und der gesamte hohe Klerus fallen auf die Knie und beten ein stilles Vaterunser, worauf dann in der rituellen Finsternis, von der Höhe der Kuppel herab, Allegris Miserere einsetzt: Das thut ganz herrlich, und man fühlt recht innerlich die Gewalt der Musik, die ist es eigentlich, die die große Wirkung macht.
150 Jahre gehört die reich verzierte Vertonung des 51. Psalms zu den bestgehütetsten Musik-Geheimnissen des Vatikans. Strenge Strafen hat jeder Sänger zu befürchten, falls er die Noten dieses Meisterwerks an Dritte weitergeben sollte. Der vierzehnjährige Mozart hört das Stück 1770 bei einem Romaufenthalt und schreibt es später aus dem Gedächtnis korrekt auf. Der Bann ist gebrochen. Rund 60 Jahre später tut es ihm Mendelssohn gleich und liefert die Fassung, die in unserer Gregorianischen Nacht zu hören ist.
Auch wenn die einzelnen liturgischen Gesänge nicht mehr gänzlich rekonstruierbar sind, nähert sich Vox Werdens mit Gregorianischem Choral und mittelalterlichen Mehrstimmigkeit jenem magischen Moment, dem Mendelssohn 1831 beiwohnte.
Konzert ohne Pause. Veranstaltungsende ca. 21:30 Uhr.